Diese Methode ist besonders gut für Heimat- und Sachkunde geeignet. Nehmen wir einmal an, die Kids lernen das Thema „Getreide“ und bekommen ein Arbeitsblatt, auf dem beschrieben ist, wie aus einem Getreidekorn irgendwann einmal ein Brot wird.
Bitten Sie Ihr Kind, sich vorzustellen, es wäre ein Getreidekorn, das zu Beginn vom Bauern in die Erde gelegt wird. Es soll nun beschreiben, was mit ihm passiert/was es macht und wie es sich dabei fühlt.
Das kann sich dann so anhören:
„Ich werde in die Erde gelegt und bin nun ganz mit Erde bedeckt. Das fühlt sich warm und kuschelig an. Manchmal wird es sehr feucht, dann regnet es. Aber das freut mich, weil Regen wichtig für mich ist, damit ich wachsen kann. Mit der Zeit fange ich an, mich auszubreiten: Ich werde größer und größer und eines Tages sehe ich wieder Licht. Ich wachse immer weiter in die Höhe. Wenn ich dann im Sommer reif und goldbraun bin, kommt der Bauer mit einer großen Maschine auf das Feld: mit dem Mähdrescher. Er trennt meine Ähre vom Stengel ab – der wird zur Stroh. Das Stroh bekommen dann die Tiere als Unterlage in ihren Stall. Das Wertvollste von mir, die Ähre, wird dann erst einmal in einem Silo gelagert. Dort bin ich mit Millionen anderer Ähren zusammen – da wird es nie langweilig! Eines Tages kommt ein LKW und holt mich und meine Freunde ab – es geht in die Mühle!
In der Mühle werden wir erst einmal durchgerüttelt – das macht Spaß. Es schüttelt mich überall – das dient dazu, dass wir sauber werden. Dann werden wir gemahlen: Das heißt wir zerfallen zu feinem Staub, dem Mehl. Als letztes werde ich in Tüten abgefüllt und irgendwann wird jemand die Tüte öffnen und etwas Tolles aus mir backen!“
Die Methode bietet den Vorteil, dass die Kinder Lernstoff, den sie vielleicht manchmal als langweilig empfinden, mit etwas verknüpfen, das sie interessant und begeisternd finden: mit sich selbst. Das Kind stellt sich etwas vor, aktiviert also die entsprechenden Bereiche im Gehirn, bringt Gefühle mit ins Spiel – das Lernen findet auf mehreren Ebenen statt.
So kann Ihr Kind sich Lerninhalte sehr leicht einprägen und wieder abrufen. Wichtig ist aber, dass Ihr Kind für eine Klassenarbeit auf alle Fälle auch schriftlich lernt. Unser Gehirn speichert immer die Art des Lernens mit ab – deswegen: Was schriftlich abgefragt wird, auch schriftlich testen, damit die Wiedergabe nicht blockiert wird.
Diese Lerntechnik können Sie zwischendurch praktizieren: Im Auto, im Supermarkt an der Kasse – wo immer Sie Wartezeiten haben. Mit jedem Durchgang festigt sich der Lernstoff.
Sie können Ihr Kind unterstützen, indem Sie fragen:
- Wie fühlt sich das an?
- Was siehst du?
- Was kommt als Nächstes?
Zusammenfassung
- Lerntechnik für Schüler in der Grundschule – aber auch für die größeren Kids!
- Das Kind stellt sich vor, es wäre das Tier/der Mensch/die Sache, um die es geht.
- Der Verlauf wird lebendig dargestellt, die Kinder bringen ihre Gefühle mit ein.
- Sie können auch einzelne Aspekte auf diese Weise mit Ihrem Kind üben. Zum Beispiel: „Stell dir vor, du wärst ein Igel. Da kannst du dich nicht an den gedeckten Tisch setzen. Was musst du tun, um Nahrung zu bekommen?“, „Stell dir vor, du wärest ein Jude in der Reichskristallnacht – was passiert mit dir?“.
- Ermuntern Sie Ihr Kind, seine Gefühle zu benennen und das Ganze so sehr lebendig zu gestalten.
- Die Methode hilft, den Lernstoff besser im Gehirn zu verankern.
- Nutzen Sie Wartezeiten, um mit Ihrem Kind zu trainieren.
Eine wunderbare Methode sehr schön beschrieben. Sie entspricht genau dem, wie ich versuche mit Kindern (Grundschülern und Förderschülern) umzugehen. Deshalb stelle ich meine Tätigkeit immer “Mit Herz und Verstand” vor.
Besonders wichtig finde ich es, das KInd mit den zuletzt aufgeführten Fragen in seiner Wahrnehmung zu führen.
Die Fragetechnik hilft auch bei Konflikten: Stell dir vor, du…
Danke für den Beitrag!
Hallo Frau Stallinger,
vielen Dank für Ihr positives Feedback. Genau darum geht es mir: Zu vermitteln, dass Lerninhalte nicht “da draußen” sind, sondern auch immer etwas mit mir selbst zu tun haben und ganzheitlich (mit Hirn und Herz, genau ) erfasst werden sollen.
lg
Angelika Stein