Stellen Sie sich vor, Sie würden Ihrer Freundin einen Brief schreiben und bekommen ihn korrigiert zurück: Hier ein Flüchtigkeitsfehler, da könnte man den Ausdruck verbessern und zwei Grammatikfehler sind auch noch drin. Mit roter Farbe angestrichen, fallen die Fehler gleich noch mehr ins Gewicht. Glauben Sie nicht, das würde Ihre Freude am Schreiben allmählich vermindern? In der Schule erleben Kinder das tagtäglich.
Nehmen wir an, ein Kind schreibt 250 Wörter in seiner Hausaufgabe und hat 244 Wörter richtig geschrieben. Steht unter der Arbeit: „Toll, 244 richtig geschrieben!“ Nein, dort steht: „6 Fehler.“ Nun könnte man meinen, das macht doch keinen Unterschied, weil beides wahr ist. Ist es, aber bedenken Sie: Dieses Feedback bekommt Ihr Kind jeden Tag. Und die Botschaft: Du hast „Fehler gemacht“ verankert sich ganz fest.
Möchten Sie gerne Fehler machen? Ich glaube nicht, denn Fehler erzeugen Scham, ein Gefühl von Unzulänglichkeit und das alles erzeugt Verweigerung und Unlust. Dazu kommt noch, dass diese Anmerkungen immer in Rot gemacht werden. Wird den Schülern an anderer Stelle nicht gesagt, sie sollten Farben benutzt, um sich Dinge besser merken zu können?
Das stimmt wirklich: Farbe hilft, Dinge besser einzuprägen! Was also prägt sich Ihr Kind ein, wenn es das Diktat/den Aufsatz ansieht? Richtig – die Fehler prägen sich ein und die Botschaft: „War nicht gut genug“.
Nun werden wir es nicht von heute auf morgen verändern, dass Lehrer mit Rot korrigieren – tun können Sie aber trotzdem etwas: Schauen Sie sich die korrigierten Arbeiten Ihres Kindes an und lassen Sie es mit Bleistift daneben schreiben, wie viel es richtig gemacht hat. Also zum Beispiel: „244/250 Wörtern richtig geschrieben.“ Bei älteren Schülern können Sie Ihr Kind bitten, auszurechnen, wie viel Prozent das sind.
Das ist wichtig, um die Aufmerksamkeit weg vom Fehler hin auf das zu lenken, was Ihr Kind schon kann. Das erzeugt ein Gefühl von Freude, Zuversicht und stärkt die Bereitschaft Ihres Kindes, zu schreiben und sich weiter zu entwickeln
Die Fehler kommen dann in eine Lernkartei und werden bearbeitet – da gehören Sie hin und nicht in den Kopf Ihres Kindes.
Hier geht es darum, die Aufmerksamkeit Ihres Kindes von den Fehlern wegzulenken und ein gutes Gefühl zu erzeugen. Dieses gute Gefühl beim Lernen (Begeisterung, Zuversicht, Selbstvertrauen) ist das wichtigste überhaupt. Es geht nicht darum, die Fehler zu leugnen – diese werden bearbeitet, keine Frage. Aber wenn man ihnen nicht die größte Aufmerksamkeit schenkt, dann „verlernt“ der Schüler sie viel schneller.
hallo, ein sehr guter artikel, in meiner schulzeit hatte ich immer probleme mit der rechtschreibung, der grammatik usw., jedoch wußte das meine klassenlehrerin und hat dementsprechend mit einem lob reagiert wenn ich mal für 3 aufsätze hinter einander eine 3 bekam, sowas hat wirklich mut gemacht
ps: bitte nicht korrigieren, ich schreibe im internet grundsätzlich alles klein